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Wacken 2014: Der Metalhead muss ein moderner Seemann sein
02.08.2014 - 11:49 Uhr
Faster, Harder, Louder, Wacken? Wo sind Sie hin die langhaarigen tätowierten Metalheads, die zur harten E-Gitarre bangen, was die Nackenmuskulatur zulässt?
Beim 25-jährigen Jubiläum des Wacken Open Airs muss man manchmal schon zweimal hinhören um festzustellen, dass man sich immer noch auf einem Metal-Festival befindet. "Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren" schallt es über das Holy Wacken Land. Die Flensburger Band Santiano steht auf einer der Hauptbühnen des größten Heavy-Metal-Festivals der Welt und hunderte Metalheads trällern volkstümliche Seemannslieder.
Wer sich hin und wieder eine Auszeit vom Heavy Metal nehmen wollte, war in den vergangenen Jahren immer gut beraten, sich im Wacken-Biergarten mit kleiner Bühne eine Auszeit zu nehmen. Neben den Wacken Firefighters, der Feuerwehrkapelle des kleinen Ortes, ist dort auch in diesem Jahr so manche Genre-fremde Band geboten. Beim Auftritt der bayerischen Band "Blechblosn" darf sich der internationale Festivalbesucher in diesem Jahr beim Lied "Bayern des samma mir" im hohen Norden der Republik dann auch wie auf dem Oktoberfest in München fühlen.
Zum 25-jährigen Jubiläum haben es aber nun sogar zwei Genre-fremde Bands auf die großen Festival-Bühnen des Open Airs geschafft. Dort wo sonst nur harte Riffs zu hören sind lockt die Ska-Band Russkaja, von traditioneller russischer Musik inspiriert, bereits zur Mittagszeit die Metalheads vor die Hauptbühne.
Am Abend bringt nun die Gruppe Santiano den Metalheads aus aller Welt die Lebensart an der rauen Nordseeküste näher. Vielleicht sind es die Texte von Seemannsliedern wie "Frei wie der Wind" oder "Bis in alle Ewigkeit" die auch dem Lebensgefühl von so manchem Metalhead entsprechen. Man muß schon zweimal hinhören, aber dann vernimmt man parallel auf einer der anderen Hauptbühnen den Bass von "Children of Bodom", feiner Death-Metal aus Finnland. Nunja, das Wacken Open Air, wäre nach 25 Jahren nicht das größte Metal-Festival der Welt, wenn nicht irgendwo harte Riffs zu vernehmen wären.
Nicht lang schnacken, auf Wacken gibt's was auf die Backen - an diesem Spruch hat sich in 25 Jahren nichts geändert: "Motörhead" sind da. Nachdem der Lead-Sänger Lemmy Kilmister 2013 einen Schwächeanfall auf der Wacken-Bühne erlitt, wird das Konzert zur Freude der Festival-Besucher nun im Jubiläumsjahr wiederholt. Auf "Ace of Spades" folgt "Reign in Blood". Die kalifornischen Thrash-Metal-Band "Slayer" bringt die Masse zum Beben. Da sind sie dann auch wieder die wilden schwarz gekleideten, aber sympathischen Typen mit dem Totenkopf auf dem Shirt, die man bei Santiano ein wenig vermisste. Das Crowd-Surfen haben Sie jedenfalls nicht verlernt. Es folgen noch zwei Klassiker zu vorgerückter Stunde. "King Diamond", gefolgt von Blackie Lawless mit der Band "W.A.S.P." geben sich jeweils mit einem Best of die Ehre.
25 Jahre Wacken - das Open Air setzt von den wenigen Seemannsliedern mal abgesehen auch im Jubiläumsjahr vor allem auf die Urgesteine des Heavy Metal. Nur wenige Newcomer, wie "Heaven Shall Burn" oder Bring Me The Horizon, haben es im Jubiläumsjahr auf die Hauptbühne geschafft.
Ach ja, neben Volksliedern auf der Hauptbühne gibt es im Jubiläumsjahr neben viel Altbewährtem dann doch einige wenige Neuerungen auf Wacken zu entdecken. Neu in diesem Jahr ist das Electric Hotel. Der Clou? Nun ja, Strom ist bekanntlich Mangelware auf den Zeltplätzen jedes Festivals. Für Smartphone-Besitzer mit kurzlebigen Akkus bedeutete dies bislang ein Festival ohne Empfang. Wer seine Erlebnisse nun doch sofort auf "Facebook" posten möchte, kann nun sein Smartphone im Electric Hotel aufladen lassen. Nun kommt auch die Wacken App endlich sinnvoll zum Einsatz. Wer die Gps-Koordinaten seines Zeltes im Smartphone gespeichert hat, findet nun zu später Stunde auch wieder zurück zu seinem Schlafsack.
Zum 25-jährige Jubiläum bietet das Wacken Open Air neben Metal-Urgesteinen Seemannslieder und moderne Technik. Der Metalhead von heute muß wohl ein moderner Seemann sein, für den gilt bei jedem Wetter: Rain or Shine!
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